„Erstaunlich, was wir alles nicht gewusst haben“
Der ehemalige SPIEGEL-Chefredakteur Georg Mascolo über nachwirkende Bedeutung nach einem halben Jahrhundert
Von Anna-Sophie Schneider und Philipp Löwe (Interview und Redaktion)
Die SPIEGEL-Affäre sei konstitutiv für den SPIEGEL, sagt Georg Mascolo, der ehemalige Chefredakteur des Nachrichtenmagazins. Vor elf Jahren, Mascolo war damals noch Redakteur im Ressort Deutschland II, begann die Redaktion einen Rechtsstreit um die Herausgabe bis dato unveröffentlichter Akten über die Vorgänge im Herbst 1962. Inzwischen haben Behörden und Ministerien bislang als „streng geheim“ eingestufte Unterlagen für die Berichterstattung freigegeben – mit Ausnahme des BND.
„Ein Angriff auf das Fundament der Demokratie“
Der Publizist Theo Sommer hat die Redaktionsbesetzung 1962 miterlebt
Von Julia Mateus und Philipp Löwe (Interview und Redaktion)
Dr. Theo Sommer, Jahrgang 1930, ist Publizist sowie ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber der ZEIT. Seit 1958 hatte er als politischer Redakteur für die Wochenzeitung gearbeitet. Die Besetzung der SPIEGEL-Redaktion 1962 hat er als Augenzeuge miterlebt. Im Interview mit spiegel-affaere.de beschreibt Theo Sommer die Atmosphäre im Hamburger Pressehaus an jenem 27. Oktober vor 50 Jahren.
Klaus Liedtke: „Der Spiegel war das Gewissen der Nation“
Von Anna-Sophie Schneider und Philipp Löwe (Interview und Redaktion)
Klaus Liedtke, Jahrgang 1944, ist Journalist, TV-Moderator und Buchautor. Liedtke war mehr als zwanzig Jahre lang Mitglied der STERN-Redaktion, arbeitete als Washington-Korrespondent und Kriegsberichterstatter und übernahm zeitweise die Chefredaktion der Zeitschrift.
Vaterlandsverräter? Presseverteidiger!
Die Rolle Helmut Schmidts in der Spiegel-Affäre
Von Thomas Birkner
Helmut Schmidt, Kanzler der Bundesrepublik Deutschland von 1974 bis 1982 und seit 1983 Mitherausgeber der Zeit, war während der Spiegel-Affäre Hamburger Innensenator, war mit Spiegel-Redakteuren wie Conrad Ahlers und dem Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein bekannt und wurde der Beihilfe zum Landesverrat beschuldigt. Viele Gründe, sich intensiv mit seiner Rolle in der Affäre auseinanderzusetzen, aus der er vor allem als glühender Kämpfer für die Pressefreiheit hervorging und ein entsprechendes Landespressegesetz in die Hamburger Bürgerschaft einbrachte.
Pressefreiheit damals und heute
Von Hans Werner Kilz
Rudolf Augstein hat es nie gefallen, wenn ein Redakteur beim Vortrag der täglichen Nachrichtenlage zu leichtfertig Worte wie “Skandal”oder “Affäre” benutzte, um ein Thema zu bewerten.
“Ein Überfall der Staatsgewalt”
Von Dieter Wild
Vor fünfzig Jahren wollte die bundesdeutsche Regierung ein kritisches Medium mundtot machen. Die Attacke schlug fehl. Die Freiheit der Presse wurde gesetzlich gestärkt. Was war, was ist geblieben?
Ein Meilenstein der Pressefreiheit
Von Horst Pöttker
Dieser Tage jährt sich zum 50. Mal ein Ereignis, das als Meilenstein auf dem Weg zur unbestrittenen Pressefreiheit in Deutschland und zu einem Journalismus gelten kann, der sich als kritisches Gegenüber des Staats versteht.
Geburtsstunde des kritischen Staatsbürgers
Von Klaus Liedtke
Ich war jung und brauchte den “Spiegel”. Kein anderes Blatt verstand es so gut, mir politische Zusammenhänge zu erklären, mich aufzurütteln, mich mit Misstrauen gegenüber allen Mächtigen zu füttern wie das Nachrichtenmagazin. Mit 18 war der “Spiegel” für mich eine politische Bibel. Ich verschlang ihn jede Woche. Und als man ihn mir nehmen wollte, als man seine Macher wegen “Landesverrats” ins Gefängnis schickte, da ging ich auf die Straße.